Montag der 2. März 2015. Für mich ein Arbeitstag wie viele andere vorher auch. Wie üblich bin ich mit der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit. Auf dem Weg ins Büro. Eigentlich ist alles wie immer. Und doch fühlt es sich heute anders an. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich ab heute für drei Jahre einen geänderten Arbeitsvertrag habe. Mein Sabbatical meine Auszeit startet jetzt mit der passiven Phase. Ich habe ab heute einen sogenannten Sabbaticalvertrag, der es mir ermöglicht von den nächsten 36 Monaten 6 Monate am Stück frei zu nehmen. Bis ich wirklich frei habe, werden noch einige Monate vergehen aber irgendwie geht es heute trotzdem los.

Sabbatical: Ein Arbeitszeitmodell

Wikipedia definiert Das Sabbatical oder das Sabbatjahr als Arbeitszeitmodell für einen längeren Sonderurlaub. Es stammt ursprünglich aus den USA. Ist an manchen deutschen Hochschulen seit den 1990er Jahren möglich und setzt sich mittlerweile auch in der Wirtschaft (vor allem in größeren Unternehmen) immer mehr durch.

Raus aus dem Alltag – auf Zeit

Eine Auszeit vom Job, vom Alltag. Für einige Monate oder vielleicht sogar ein ganzes Jahr ?
Für viele von uns eine interessante Vorstellung. Zeit um zu Reisen, endlich mal die Bücher zu lesen, die man schon immer lesen wollte oder ein Instrument spielen zu lernen. Zeit um kreativ zu sein und neues zu entdecken.
Es gibt so vieles, was man tun könnte und wozu im Alltag immer die Zeit fehlt.
Genau diese Gedanken hatte ich damals auch. Deswegen habe ich mich im Herbst 2014 entschieden bei meinem Arbeitgeber ein sogenanntes Sabbatjahr zu beantragen und zu sagen:„ Mein Sabbatical, meine Auszeit startet jetzt “.

Die lange Entscheidungsfindung

Es klingt so einfach, einige Monate aus dem Alltag auszusteigen. „Ich bin dann mal weg“ zu sagen und für einige Zeit das zu tun, was man schon immer gerne mal tun wollte.
Trotzdem ist mir die Entscheidung alles andere als leicht gefallen. Bis ich mich wirklich dazu entschieden habe, die Auszeit bei meinem Chef zu beantragen, sind noch einige Monate vergangen. Monate in denen ich das Thema in alle Richtungen durchdacht habe. Wochen in denen ich alle möglichen Szenarien durchgespielt und schon getroffene Pläne wieder verworfen habe. Mehr als einmal war ich fast so weit es einfach bleiben zu lassen. Weiter zu machen wie bisher. Keine Auszeit zu nehmen sondern nur vier Wochen Urlaub.

Gedanken die mich zweifeln ließen

Je länger ich mich mit dem Thema beschäftigt habe umso mehr Fragen haben sich mir gestellt.
Wie ist das so lange weg zu sein?
Ich werde weniger Gehalt aber höhere Ausgaben in dieser Zeit haben. Kann ich das finanzieren? Welche Auswirkungen hat das geringere Gehalt auf meine spätere Rente?
Werde ich Nachteile im Beruf haben, wenn ich einige Monate aus dem normalen Tagesbetrieb raus bin ? Aus den Augen aus dem Sinn, sozusagen. Im Büro wird das normale Leben weitergehen. Was ist wenn ich dann wieder zurückkomme?
Von einem Bekannten habe ich von jemandem gehört, der eine Auszeit genommen hat und sich danach nicht mehr in seinem alten Leben zurechtgefunden hat. Mehrere Monate raus aus dem Alltag. Eine Zeit mit vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen. Wie stark werden die neuen Erfahrungen mich verändern? Passe ich dann überhaupt noch in mein altes Leben ?

Das private Umfeld

Partnerin, Familie, Freunde. Das private Umfeld. Wie werden die die Personen aus meinem direkten Umfeld auf meine Pläne reagieren? Werden sie versuchen mir die Idee wieder auszureden? Werden sie mich für verrückt erklären? Mir sagen, dass ich zu alt dafür bin? Werden sie vielleicht sogar neidisch sein, weil ich den Schritt wagen will? Oder werden sie mich bestärken und mich unterstützen?
Werden sie sich Sorgen machen, wenn sie hören, dass ich längere Zeit unterwegs sein werde?
Vieles davon konnte ich vorher nicht einschätzen.

Auszeit beantragen aber wie ?

Viele offene Fragen und Punkte für die ich zu diesem Zeitpunkt keine Antworten hatte. Das ist aber nur der eine Teil der offenen Themen.
Eine Auszeit zu nehmen hat auch einen großen Anteil an organisatorischen Themen mit denen man sich im vorab beschäftigen muss.
Kann ich bei mir im Unternehmen ein Sabbatical beantragen ? Welche Bedingungen für eine Auszeit gibt es? Gibt es Regelungen nach denen ich vorgehen muss? Wie und wo kann ich das Sabbatjahr beantragen? Kann die Führungskraft meinen Wusch ablehnen oder den Termin verschieben?
Was passiert mit meinem Aufgabengebiet wenn ich weg bin?

Und was ist im Privatleben ?

Nicht nur in der Firma im Büro sind viele Themen vorab zu klären. Auch im privaten Bereich sind immer mehr Fragen aufgetaucht.
Was ist mit meinem Auto in der Zeit? Was mit meiner Wohnung ? Die Miete muss ich weiter bezahlen. Ich komme ja zurück. Muss ich das Finanzamt, meinen Vermieter, die GEZ informieren?
Darf ich meine Wohnung untervermieten und will ich das überhaupt? Welche Kosten werden in der Zeit, in der ich weg bin auflaufen? Wie kann ich diese Kosten reduzieren?

Das Gefühl von Freiheit

Als die ersten Gedanken zum Thema Sabbatical den Weg in mein Bewusstsein gefunden haben, habe ich ein wohliges Gefühl in mir gespürt. Vor meinem inneren Auge sah ich mich in den Bergen oder am Meer. Die Bilder drehten sich alle mehr oder weniger um das Thema Freiheit.
Wenn man anfängt sich mit dem Thema Auszeit zu beschäftigen ist das alles so surreal, so unwirklich, so weit weg. Zumindest war es bei mir so. Ich konnte mir vorstellen eine längere Zeit frei zu haben, zu tun und zu lassen was ich will aber nicht wie es sich wirklich anfühlen würde.
Mein letzter Urlaub über 4 Wochen war schon fast 20 Jahre her. Damals war ich vier Wochen in Island unterwegs.

Unerwartete neue Fragen

Sechs Monate frei, Zeit für mich. Tun und lassen was ich will. Das sind etwa 180 Tage. Also der Jahresurlaub von 6 Jahren am Stück. Das klingt gut und nach einer sehr langen Zeit.
Genau mit dieser naiven Meinung bin ich das Thema angegangen. Sechs Monate, ewig Zeit um alles zu tun, was in den letzten Jahren liegen geblieben ist. Reisen wohin ich will um neues zu sehen und mich mal wieder richtig zu erholen. So weit die Theorie.
Nach den ersten Überlegungen was ich in der Zeit tun will und wohin ich reisen will habe ich gemerkt, dass 6 Monate auch nur 180 Tage sind. Zeit in der ich mich entscheiden muss, was will ich sehen? Was will ich tun?
Schnell habe ich gemerkt, dass die Zeit nur für einen Bruchteil dessen reichen wird was ich mir beim ersten Brainstorming aufgeschrieben habe.

Mein Sabbatical meine Auszeit startet jetzt

Fragen über Fragen die sich mir gestellt haben. Viele Themen die ich zu klären hatte und viele Entscheidungen die ich treffen musste bevor ich in den Freizeitblock gestartet bin. Bevor meine Auszeit ihren Starttermin hatte. Selbst jetzt noch, wo ich schon mehrere Wochen rund um die Welt unterwegs bin sind immer wieder Antworten gefordert.

Diese Fragen habe doch nicht nur ich

Schon bevor ich in meine Auszeit gestartet bin, haben mir Kollegen und Bekannte immer wieder Fragen zum Thema Sabbatjahr gestellt. Außerdem habe ich selbst in der Entscheidungsfindung und Vorbereitung zu vielen Fragen Antworten gesucht. Teilweise war das sehr mühsam und aufwendig. Nicht alle Fragen konnte ich beantworten.
In der Rubrik Sabbatical werde ich deswegen nach und nach zu den wichtigsten Punkten und Fragen rund um die Themen Auszeit und Sabbatjahr Artikel schreiben und versuchen einige dieser Fragen zu beantworten um dem ein oder anderen von euch eine Hilfe bei der Entscheidungsfindung zum oder gegen ein eigenes Sabbatical zu sein.
Wenn dich Themen interessieren, die ich oben noch nicht genannt habe oder du spezielle Fragen hast, hinterlasse mir bitte unten einen Kommentar.

Viele Grüße
Thomas