Ein weiter Weg liegt vor uns
Sieben Uhr morgens in Johannesburg. Es geht los. Zeit für unsere Safari im Krüger Nationalpark in Südafrika. Wir treffen zum ersten Mal unsere 9 Mitreisenden und unseren beiden Guides. Die Guides kommen aus Südafrika und Simbabwe. Die Gruppe ist bunt gemischt. Eine Belgierin, eine Niederländerin, zwei Russinnen, sechs Deutsche und ein Amerikaner. Mit unserem roten Safaritruck werden wir die nächsten 16 Tage in vier Ländern unterwegs sein. Heute sind wir weitgehend auf der Straße durch Südafrika unterwegs. Wirklich starten wird unsere Safari dann am Nachmittag im Krüger Nationalpark. Bevor wir den Park erreichen liegen noch die Drakensberge, die Stadt Polokwane und etwa 400 Kilometer Straße vor uns.
Der Krüger Nationalpark
Der Krüger Nationalpark ist einer der größten und bekanntesten Wildparks in Afrika. Er liegt im Nordosten von Südafrika. Ist etwa 350 Kilometer lang und an manchen Stellen fast 60 Kilometer breit. Im Norden grenzt er an Simbabwe und im Osten an Mosambik.
Bereits 1898 wurde er durch den damaligen Präsidenten Paul Kruger zum Sabie-Naturschutzgebiet ernannt. Das Ziel von Kruger war es die Ausrottung zahlreicher Tierarten zu verhindern. Im Jahr 1926 bekam der Park dann den Status eines Nationalparks und den heutigen Namen Kruger Nationalpark.
Während der jährlichen Trockenzeiten wandern die Tierherden auch in angrenzende private Schutzgebiete im Westen des Parks. Im Nordosten wurden in den letzten Jahren ebenfalls Zäune an der Grenze zu Mosambik entfernt um den Tieren auch dort die Wanderungen in den Limpopo-Nationalpark in Mosambik zu ermöglichen.
Auge in Auge mit den Big Five
Im Krüger Nationalpark werden die Tiere nicht gejagt. Deswegen sind sie weniger scheu als in anderen Teilen Afrikas. Außerdem ist der Park durch Straßen und Pisten gut erschlossen. Beides erhöht die Chancen, viele Tiere und eventuell sogar die Big Five bei einer Safari zu sehen. Als die Big Five wurden Elefant, Nashorn, Büffel, Leopard und Löwe früher von Großwildjägern bezeichnet, weil sie besonders gefährlich und schwer zu jagen waren. Im Krüger Nationalpark geraten sie heute zum Glück nur noch ins Visier von Fotografen.
Phalaborwa Gate – Das Abenteuer beginnt
Nach einer langen und anstrengenden Anfahrt erreichen wir endlich die Einfahrt zum Nationalpark. Das Phalaborwa Gate. Unsere Guides erledigen die notwendigen Formalitäten und wir haben ein paar Minuten Zeit, uns die Füße zu vertreten. Wahrscheinlich werden wir nicht so viele Tiere sehen können, da es in letzter Zeit viel geregnet hat. Die Bäume und Büsche haben deutlich mehr Blätter als sonst und bieten den Tieren deswegen mehr Deckung.
Der Park selbst ist so ganz anders als ich ihn mir vorgestellt habe. Keine Piste, keine Wüste. Den Rest des Tages fahren wir auf einer asphaltierten Straße. Es gibt Kreuzungen mit Schildern und auf beiden Seiten sind Büsche und kleinere Bäume. Nicht die wüstenartige Steppe mit Sandpisten wie ich sie mir vorher vorgestellt habe.
Zum Auftakt gleich ein Elefant
Die Bedenken unsere Guides sind zum Glück unbegründet. Schon kurz nach der Einfahrt steht ein Elefant nur wenige Meter neben der Straße. Der Truck rollt aus und wir können die ersten Fotos von wilden Tieren machen. Der Elefant lässt sich durch uns nicht stören. Er bleibt stehen und frisst weiter. Ich bin überrascht wie wenig Scheu die Tiere zeigen.
Sie sind im Park von klein auf an Trucks und Autos gewöhnt und sehen sie deswegen nicht als Gefahr an. Wir sollen nur nicht die Arme aus dem Fenster strecken oder die Kameras hinaushalten. Dann ist es für die Wildtiere scheinbar in Ordnung, wenn wir nicht zu laut sind.
Aussteigen dürfen wir natürlich auch nicht. Das hatte ich aber sowieso nicht als Option gesehen.
Da ständig wieder Tiere vor und neben uns auftauchen, kommen wir nur langsam vorwärts. Wirklich beeindruckend. Affen, Kudus, Elefanten und Büffel lassen sich durch uns kaum stören. Meistens flüchten sie nur ein kleines Stück vor dem Truck, um sich dann umzusehen ob wir noch da sind.
Es gibt sehr viele Tiere und Vögel hier. Viel mehr, als ich erwartet habe.
Leider können wir nicht jedesmal anhalten, wenn wir wieder etwas entdecken. Bis zum Einbruch der Dunkelheit müssen wir es heute nach Letaba schaffen, um während der Nacht in Sicherheit zu sein.
Letaba Rest Camp – Eine Nacht im Hochsicherheitsbereich
Im Park kann man nur in speziell gesicherten und eingezäunten Bereichen übernachten. Letaba ist eines dieser Camps im Krüger Nationalpark in Südafrika. Wir fahren über ein großes Gitter in den geschützten Bereich. Das ganze Gelände mit Lodges und Campingplatz ist mit einem sehr stabilen Zaun eingezäunt. Ich könnte mir vorstellen, dass der Zaun sogar einen Elefanten aufhalten könnte. Zusätzlich ist ein Elektrozaun aufgesetzt. Langsam wird mir bewusst, dass wir hier auf der Speisekarte stehen würden, wenn wir außerhalb des Camps wären. Ein komisches Gefühl.
Pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit schließen die Ranger dann das massive Tor.
Wir bauen beim letzten Licht des Tages zum ersten Mal unsere Safari Zelte auf. Sie sind extrem schwer und stabil konstruiert. Wahrscheinlich werden sie jahrelang genutzt. Der Platz im Zelt ist ausreichend und man kann sogar darin stehen. Zu den Zelten bekommen wir Schlafmatten, die einen überraschend bequemen Eindruck machen. Nicht luxuriös aber in Ordnung.
Es ist Zeit für unser erstes Abendessen in der Wildnis. Die Zubereitung des Essens bei einer Safari ist Teamarbeit. Es werden Gruppen eingeteilt und die Aufgaben täglich neu zugeordnet.
“Singende” Zikaden – sowas braucht niemand
Die großen und gefährlichen Tiere sind vor dem Zaun. Wir sind hier in Sicherheit. Zu uns können es höchstens ein paar Affen schaffen, wenn sie sich über den Elektrozaun wagen würden. Und Zikaden. Riesige Zikaden.
Auf den Bäumen über uns sind tausende von diesen riesigen Zikaden. Sie sind etwa 5cm lang und “singen” in einer ohrenbetäubenden Lautstärke. Dazu fliegen oder stürzen sie dauernd auf uns sobald wir irgendwo eine Lampe anmachen. Die Vorbereitung des Essens wird damit überraschend spannend. Wir entscheiden uns deswegen auch weitgehend im dunkeln zu essen.
Zum Glück lässt die Lautstärke etwas nach als wir uns nach einem ereignisreichen ersten Safaritag für eine kurze Nacht auf unsere Matten fallen lassen.
Endlich – Unsere erste Pirschfahrt
Gestern sind wir “nur” vom Eingang des Nationalparks bis zum Letaba Camp gefahren. Und haben dabei schon einige Tiere gesehen. Laut Tourprogramm ist aber erst heute unsere erste offizielle Pirschfahrt. Den ganzen Tag über werden zur Tierbeobachtung mit dem Truck im Park unterwegs sein und viele Gelegenheiten haben, die Tiere aus der Nähe zu sehen und zu fotografieren. Von unseren Guides gibt es dazu immer wieder Hintergrundinformationen und die Namen der jeweiligen Tierarten. Außerdem entdecken sie mit ihren geschulten Augen meistens früher als wir, wenn es irgendwo etwas interessantes zu sehen gibt.
Immer wieder sehen wir die unterschiedlichsten Vogelarten und viele andere Tiere. Oft ganz nah bei unserem Truck. Dazu ist die Landschaft beeindruckend. Wasserläufe wechseln sich immer wieder mit niedrigem Wald und einer Art Steppe ab. Es gibt viele künstlich angelegte Wasserstellen. Einige haben sogar spezielle Hochtanks für die Elefanten.
Für mich wirkt es immer noch unwirklich, dass wir wie in einem Freizeitpark auf einer asphaltierten Straße zwischen den Tieren herumfahren können. Surreal aber schön.
Die Wasserläufe und großen Wasserlöcher scheinen sehr beliebt und belebt zu sein. Nicht nur die Tiere aus der Umgegend kommen hierher um zu trinken. Manche leben sogar die meiste Zeit in und um die Wasserstellen oder Flüsse. Gestern hatten wir auf dem Weg zum Camp in einem Fluss schon die Nasen und Ohren von ein paar Nilpferden über der Wasseroberfläche sehen können.
Heute sind es hauptsächlich Krokodile, die sich im oder am Wasser sehen lassen. Ob sie dösen oder auf Beute lauern lässt sich schwer sagen.
Teilweise teilen sie sich ihren Lebensraum sogar mit Nilpferden.
Viel Leben – viel Tod.
Immer wieder sehen wir die Überreste von verendeten Tieren. Wo so viele Tiere leben, sterben natürlich auch immer wieder einige von ihnen. Manche eines natürlichen Todes. Andere haben weniger Glück und werden gefressen.
Besonders die Schädel und Gerippe von Elefanten sind wegen ihrer Größe besonders auffällig und beeindruckend.
Mittagspause – oder wo ist der Kocher ?
Nachdem wir schon einen kurzen Zwischenstop im Camp von Mopani gemacht haben, machen wir die Mittagspause auch wieder in einem gesicherten Camp. Zeit für kollektives Schnippeln. Leider stellt sich schnell heraus, dass unsere beiden Kocher und die zugehörigen Gasflaschen heute morgen im Camp in Letaba vergessen wurden. Scheinbar gab es da ein kleines Missverständnis. Zum Glück können die Guides hier im Camp einen Kocher ausleihen, mit dem wir das Mittagessen zubereiten können. Eine Dauerlösung ist das aber nicht. Sieht so aus als hätten wir ein kleines Problem.
Im Camp gibt es leider keinen neuen Kocher für uns.
Endlich Löwen- aber wo ?
Nach der Mittagspause geht die Pirschfahrt weiter. Wir sind weiter auf der Suche nach den Big Five. Nachdem wir gestern schon Nilpferde, Büffel und Elefanten gesehen haben, fehlen uns noch Löwe und Leopard.
Plötzlich hält unser Guide den Truck an und sagt etwas von Löwen. Niemand von uns hat einen oder sogar mehrere Löwen gesehen. Der Guide zeigt auf einen Baum in etwa 100 Meter Entfernung. Trotzdem sehen wir keine Löwen. Nachdem er uns genau beschreibt, wo wir schauen sollen schaffen es einige von uns die Löwen zu erahnen.
Mit dem maximalen Zoom der Kamera sind sie dann auch zu sehen, wenn man es schafft sie zu finden. Wie unser Guide sie entdeckt hat ist mir ein Rätsel. Ich kann mir nur vorstellen, dass sie öfter an dieser Stelle zu finden sind und er deswegen hier nach ihnen gesucht hat.
Uns fehlt jetzt also nur noch ein Leopard damit wir die Big Five komplett haben.
Zebras und eine Jagd
Nach der Mittagszeit ist die Hitze im Dezember so stark, dass deutlich weniger Tiere unterwegs sind als am Vormittag. Trotzdem haben wir Glück, sehen einige Tiere und erleben sogar noch eine Jagd. Ein Schakal jagt in Sichtweite von uns ein kleines Kudu und wird dabei von dessen Mutter verfolgt., die versucht ihr Kind zu retten. Alle drei verschwinden im Gebüsch und wir können nur hoffen, dass sich das Kudu retten kann.
Immer wieder sehen wir kleine bis mittlere Herden von Zebras. Zebras haben das Glück, dass ihr Rückgrat zu schwach ist um sie zu reiten. Wäre es anders, würden die Menschen sie wegen ihrer Schönheit sonst sicher schon lange als Reittiere benutzen. Die Schwäche im Körperbau ist ein großes Glück für die eleganten Tiere.
Punda Maria im Krüger Nationalpark in Südafrika
Heute erreichen wir unser Tagesziel schon deutlich vor Einbruch der Dunkelheit. Unsere Zelte schlagen wir diesmal im Camp “Punda Maria” auf. Auch hier gibt es einen Campingplatz und einige Lodgezimmer. Dazu natürlich auch wieder die “singenden” Zikaden.
Obwohl hier weit und breit nichts in der Nähe ist, hat das Camp einen Shop in dem man sich versorgen kann. Außerdem kann man hier alle möglichen Arten von getrocknetem Wild zu einem Spottpreis kaufen.
Abendlauf bei brütender Hitze
Da es noch früh genug ist entscheide ich mich, trotz der Hitze, für einen kleinen Abendlauf.
Das Camp ist großräumig eingezäunt. Der Zaun schliesst sogar einen Teil eines Hügels ein. Auf dem Weg zur Rezeption habe ich gesehen, dass hier sogar ein Trail ausgeschildert ist. Trotz der immer noch brutalen Hitze mache ich mich auf für eine kleine Joggingrunde. Unter Einbeziehung des Trails auf den Hügel, finde ich eine fast 1,5 Kilometer lange Runde im gesicherten Bereich. Als ich die Runde zum zweiten Mal laufe kommt mir ein anderer Läufer auf dem Trail entgegen. Schön, dass ich nicht der einzige Verrückte hier bin.
Es ist schon ziemlich dunkel, als ich auf dem Weg neben dem Shop fast über ein kleines Tier stolpere. Es kann sich gerade noch auf einen Baum retten.
Ein Bushbaby
Ich wäre fast über ein Bushbaby gefallen. Bis jetzt hatte ich noch keins gesehen sondern sie nur gehört. Die Bushbabys sind eine Primatenart, die nachtaktiv ist und eigentlich meistens auf Bäumen unterwegs ist. Ihren Namen haben sie daher, dass sie sich ab und zu mit Schreien untereinander verständigen, die sich wie ein menschliches Baby anhören.
Als ich mich auf den Rückweg mache wird es langsam Zeit für das Abendessen. Wir haben immer noch keinen Kocher. Deswegen gibt es heute alles vom Grill.
Weiter Richtung Simbabwe
Morgen früh steht nur noch eine kleinere Pirschfahrt auf dem Programm. Danach endet schon unsere Safari im Krüger Nationalpark in Südafrika. Der erste Teil unserer 16 tägigen Reise. Für den nächsten Teil fahren wir weiter zur Grenze nach Simbabwe.
Du hast auch Lust auf Safari ?
Hier ein paar Infos dazu:
Wir haben die 16 Tage Zeltreise Tierparadies mit tosenden Wasserfällen in Deutschland über AE-Erlebnisreisen gebucht. Die Safari im Krüger Nationalpark in Südafrika war nur der erste Teil dieser Reise. Weitere Artikel zu unseren Erlebnissen in Simbabwe und Botswana gibt es bald auch auf movelimits.de
(In Afrika wurde die Reise vom lokalen Veranstalter Sunway Safaris aus Johannesburg durchgeführt.)
Weitere Informationen zu Südafrika
Da wir eine organisierte Tour in Südafrika gebucht haben, haben wir uns diesmal nur ein Kurzüberblick mit Reiseführern aus der Bibliothek und auf einigen Webseiten verschafft. Deswegen diesmal gleich zwei Empfehlungen für Reisführer. Beide, lonely planet als auch Stefan Loose sind für viele Länder erhältlich, fundiert recherchiert und zu empfehlen. Die Bewertungen bei Amazon bestätigen das auch für Südafrika.
Als erste Empfehlung der Lonely Planet Südafrika Reiseführer. Ideal für Individualreisende. Den gibt es als Kindle-Ebook und Taschenbuch mit 600 Seiten z.B. bei Amazon
Alternativ dazu gibt es den Reiseführer aus der Reihe von Stefan Loose. Die Ausgabe für Südafrika ist sogar 760 Seiten stark und ist ebenfalls als Taschenbuch und Kindle-Ebook erhältlich. Auch dieser Reiseführer ist für Indualreisende und Backpacker ideal.
Wenn ihr den Reiseführer kaufen wollt, solltet ihr darauf achten, nicht die alte Version von 2013 zu erwischen, da diese in größeren Teilen nicht mehr aktuell ist.
Den Stefan Loose Reiseführer gibt es z.B. bei Amazon
Hast du noch Fragen ?
Oder warst selbst schon dort ? Wie hat dir der Krüger Nationalpark gefallen ? Was waren deine Erfahrungen ?
Hinterlasse mir doch einen Kommentar.
Du darfst den Artikel natürlich auch gerne teilen, wenn er dir gefallen hat.